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AutorenbildBernetL

Krise als Chance

Aktualisiert: 14. Apr. 2021

Was Klimaaktivisten und Therapeuten in jahrelanger Arbeit nicht geschafft haben, schafften klitzekleine Viren innert weniger Wochen: die Welt hält inne und die Natur kann aufatmen. Die Tiere erobern ihren Lebensraum zurück, das Wasser wird klarer, der Himmel blauer, der Mensch entschleunigt.


Einmal mehr bin ich beeindruckt, wie schnell die Natur und ihre Lebewesen sich regenerieren können, wenn die Bedingungen dazu geschaffen werden.

Nachdem wir uns jahrelang zunehmend von der Natur und ihren natürlichen Vorgängen entfernt haben, Warnsignale und Kompensationsmechanismen unseres Körpers missachtet oder fehlinterpretiert haben, angetrieben vom ständigen Drang nach Wachstum, Leistung, Verbesserung und Konsumwahn, werden wir nun zum innehalten gezwungen.


Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind ungeheuerlich. Die daraus entstehenden Existenzängste, Probleme und Sorgen der Menschen werden wohl leider weitere, verschiedene Erkrankungen begünstigen, auch wenn die Corona-Pandemie längst abgeklungen ist.


Mehr als der Virus beunruhigt mich allerdings die Angst und die Reaktion der Menschen. In den Spitälern ist man zusätzlich belastet durch die grosszügig geforderten, aufwändigen Isolationsmassnahmen bei sämtlichen gefährdeten Patienten, sowie der vielen Menschen, die sich testen lassen möchten. Nicht nur weil sie Grippesymptome haben, sondern auch weil sie Hitzegefühl, Herzklopfen, Schwindel und Engegefühl in der Brust verspüren. Nach dem Erhalt eines negativen Testergebnisses verschwinden diese Symptome wieder so schnell wie sie gekommen sind, denn letztere sind vegetative Symptome, welche durch Angst entstehen.


Doch was geht vor in einem Menschen, der das Testergebnis Sars-CoV-2: positiv erhält? Nach allem was man so gehört und gelesen hat über dieses Virus?

Gerade bei vorerkrankten oder älteren Menschen, die besonders gewarnt werden vor einer Ansteckung. Aber auch bei Jüngeren, die vielleicht körperlich gesund aber psychisch eher instabil sind.

Welchen Einfluss hat die Angst auf den Krankheitsverlauf?

Angst und Panik sind evolutionsbiologisch bedingt und eng verknüpft mit dem starken Drang zu überleben. Sie bestehen auf Instinktebene und werden deshalb oft auch völlig unbewusst empfunden. Die durch Angst ausgelösten biochemischen Prozesse im Körper sind jedoch enorm und haben einen starken Einfluss auf den Körper und somit den Krankheitsverlauf.


Hier gilt es für uns alle, aber besonders auch als Fachpersonen, anzusetzen. Sachliche Aufklärung, Beruhigung, Vermitteln von Sicherheit und Ruhe. Besorgte Gesichter und spürbare Hektik werden von Patienten genauso bedrohlich wahrgenommen wie piepende Monitoren.

Es gilt vor allem auch das Vertrauen in den eigenen Körper zu stärken und die inneren und äusseren Ressourcen zu nutzen. An die Selbstheilungskräfte zu erinnern, die auch Wunden verheilen und Knochen zusammen wachsen lassen. Die Selbstregulation des Körpers vollbringt täglich Unglaubliches.


Machtlosigkeit beunruhigt die Menschen. Genau dies wird jedoch vermittelt durch die aktuelle Berichterstattung in den Medien.

Wer ständig an ein Virus erinnert wird, das überall zu lauern scheint und glaubt, dass es einen umbringt oder auf der Intensivstation landen lässt, lebt in ständiger Angst, welche sich wiederum stark auf das Immunsystem und sämtliche Körperfunktionen auswirkt.

Deshalb gilt es doch den Menschen auch zu vermitteln, dass sie ihre Gesundheit durchaus immer noch selbst in der Hand haben. Nicht durch das zuhause bleiben. Sondern durch das tägliche Verhalten. Wobei das zuhause bleiben den schlimmsten Krankheitserreger schon stark minimiert: den Stress.

Mal abgesehen von ausgewogener, regelmässiger Ernährung, genügend Schlaf- und Ruhephasen und guter Atmung, sind vor allem auch emotionale und geistige Faktoren entscheidend.

Schlagzeilen und Push-Benachrichtigungen mit furchterregenden Zahlen aber ohne Fakten sind da schlechte Begleiter. Meditation, Yoga, autogenes Training, Atemübungen, Beschäftigungen zuhause die Freude machen, gute Bücher lesen oder schöne Filme schauen, mit Freunden und Familie chatten oder telefonieren, Musik hören, singen und tanzen können helfen auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene gesund zu bleiben. Einfach alles was persönlich als kraft- und freudespendend empfunden wird.


Im Spital sind wir eingerichtet. Die Infrastruktur wurde angepasst, das Personal so gut wie möglich aufgestockt, laufende Updates kommuniziert und meine Dankbarkeit gegenüber unserem funktionierenden Gesundheitssystem ist gross. Möglicherweise werden wir auch hier zunehmend an unsere Kapazitätsgrenzen stossen. Doch bin ich mir sicher, dass wir auch diese Herausforderung gemeinsam bewältigen können.


Besonders freut mich die Solidarität von allen Seiten und dass auch Komplememtärtherapeuten zu Hilfe kommen für die Unterstützung in den Spitälern, Alters- und Pflegeheimen. Ein Schritt mehr in Richtung miteinander statt gegeneinander. Zusammenarbeit in einer Krise, die möglicherweise auch in Zukunft die Integrative Medizin fördert.


Das Gemeinschaftsgefühl und das Bewusstsein, wie sehr wir alle miteinander verbunden und voneinander abhängig sind, wird durch diese Krise gestärkt.

Sie gibt uns auch die Chance inne zu halten, sich zu besinnen, zu erkennen was wirklich wichtig ist im Leben, zu sich selbst zu finden und festzustellen, was wir wirklich wollen und was nicht.


Ich wünsche uns allen viel Kraft und Vertrauen für die Bewältigung dieser Situation. Im Wissen, dass alles seinen Sinn hat und das Bewusstsein von uns allen sich verändern und weiterentwickeln wird.



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